Erfahrungen eines Neulings…
Interesse allein genügt nicht…
und, es steckt viel Arbeit dahinter, von der Liebe ganz zu schweigen…Für einen gewieften Oldtimer Freak ist diese Erkenntnis sicherlich nicht neu, aber wer sich zum ersten Mal auf die Suche nach einem geeigneten „Objekt der Begierde“ begibt – von der anschließenden Restauration noch ganz zu schweigen – für den kann es zu ganz neuen Erfahrungsmomenten kommen.
Sie kennen das: plötzlich war es nicht nur mehr ein Gedanke allein, sondern dieser Gedanke nahm feste Formen an, setzte sich gleichsam fest – und wurde fast zur fixen Idee, die auch vor dem Frühstückstisch nicht halt machte. Was beim abendlichen Stammtisch noch ehr nebulös im Raum gehangen hatte, verdichtete sich bald zur Gewissheit: ein Oldtimer, nein, in diesem Fall ein Youngtimer sollte her, um den vermeintlich letzten Rest der „Freizeit“ auch noch aus zu buchen. Das „Objekt“ selbst erschien unproblematisch: eine Original Honda CB 750 K sollte es sein, die zumindest nach Meinung der Stammtischbrüder leicht zu beschaffen und zu restaurieren sei (Motto: „die gibt es noch mehr als genug, ich kenn da einen, der hat gleich mehrere, läuft immer“ und so weiter). Der Familienstammtisch sah das ganze schon etwas differenzierter: die Bandbreite reichte von einhelliger Ablehnung („wie kann man eine Honda nur neben unsere Ducati stellen?!“) bis hin zur vorsichtig geäußerten Sorge ob des eigenen Gesundheitszustandes, zumindest was gewisse „Altersprobleme“ anbelangt („damit kannst du deine Jugend aber wirklich nicht zurückholen!“). Aber, da erzähle ich Ihnen nichts Neues, eingefleischte Oldie Fans wissen auch solche Situationen zu meistern, und so konnte endlich der nächste Schritt in Angriff genommen werden: Recherche und Suche waren angesagt.
„Wer sucht, der findet…“ oder so ähnlich
Hier bewährte sich das so oft (zumindest vom Familienrat) belächelte, wenn nicht gar heftig kritisierte Archivsystem auf dem heimischen Speicher: die mit Fahrberichten und Vergleichtests reichlich ausgestatteten Fachzeitschriften legten den Schluss nahe, dass es am besten eine K 2, so ab dem Baujahr 1972 sein sollte, die einige Kinderkrankheiten zwar nicht mehr hatte, aber noch so viel Charme besaß, dass es allemal genügen sollte; ergänzt wurde dieser eher „theoretische“ Abschnitt durch „zeitgenössische“ Literatur, wie Reinhard Hopps toll gemachte „Legendenberichterstattung“ zur CB 750. Die nächste Überraschung ließ aber nicht lange auf sich warten. Der Blick ins Internet, insbesondere auf die sehr gut gemachte Seite des rührigen CB- Four Clubs machte deutlich, dass es sich bei der 750- er nicht gerade um ein selten gesuchtes Objekt handelt, was an sich nicht weiter tragisch wäre – aber die Preise für einigermaßen gepflegte oder gar noch seltenere Ausgaben erschienen astronomisch hoch – also nichts mit „Schnäppchen“ oder so. Dermaßen vorgewarnt, wurde eine erste Suchanzeige im regionalen Anzeigeblatt aufgegeben, wobei vier von fünf Rückmeldungen ganz andere Hondamodelle betrafen (war die Anzeige nicht klar genug formuliert: „Suche CB 750 K 2, ab Baujahr 1972, guter Zustand u.s.w.“?) und nur ein Anruf wenigstens einigermaßen vielversprechend erschien. Der Eindruck vor Ort war jedoch eher ernüchternd: der junge Mann bemühte im Schweiße seines Angesichts (im wahrsten Sinne des Wortes!) mehr als eine Viertel Stunde lang vergebens, den grün-grau-braunen Chopper unter sich in Gang zu setzen. Als die Schwiegermutter beim Vorbeigehen meinte, was er denn mit dem „Ding, was da 5 Jahre im Durchgang zum Keller gestanden hat, noch anfangen wolle“, da war der Termin endgültig „gestorben“.
„Besser als das Original!“
Eine Woche später tauchte im gleichen Anzeigenblatt eine Verkaufsannonce auf, die einiges mehr versprach; von „gut gepflegt, Motor restauriert, viele Neuteile, Original-Zustand und einiges andere mehr“ war da die Rede – also nichts wie hin, obwohl der Weg jetzt schon mal rund hundert Kilometer ausmachte. Was dann in der nur spärlich beleuchteten Garage zum Vorschein kam, war auf jeden Fall schon mal besser als das zuletzt Gesehene; der neu lackierte Tank (wenn auch ohne Schriftzüge), neue Reifen, offenbar neu lackierter Rahmen (?) und die Fotos des Besitzers von der Demontage des Motors („Reine Vorsichtsmaßnahme, war alles wie neu, Kompression ist o.k.“) machten schon mal einen gewissen Eindruck – aber dann die Preisvorstellung: „mindestens 4000, und das ist noch fast geschenkt!“ Sollte es wirklich am Preis scheitern, oder stimmte sonst was nicht – irgendein undefinierbares Unsicherheitsgefühl blieb – also noch um etwas Aufschub und Bedenkzeit bitten, und wieder zurück, um „fachlichen Beistand zu suchen“. Der war, über drei Ecken, mit Klaus auch schnell gefunden, und dass er weitaus mehr Ahnung hatte, zeigte der vereinbarte, zweite Besuch bei der „original restaurierten Honda“. Außerhalb der Garage war das Bild schon etwas anderes: mit dem Pinsel (!) überlackierte Felgen und Vergaser sowie viele andere Teile auf dem gleichen Wege „restauriert“, und vom Motor und seiner Überholung ganz zu schweigen…Also, nichts wie heim, und sich vielmals bei dem bedankt, der eine Fehlinvestition größeren Ausmaßes gerade noch verhindert hatte…Dafür wurden die nächsten Besuche nun einfach zusammen gemacht, und neben der Erkenntnis, was da alles an wirklichem Schrott angeboten wird, war der Erfahrungsgewinn mit nichts zu vergleichen, geschweige denn zu bezahlen.
Erfahrung: mit Geld nicht zu bezahlen
Dass wir letztendlich fündig wurden, ist so sicherlich auch dem Fachverstand von Klaus zuzuschreiben, und ein wenig Glück gehört wie immer dazu, und auch diese Erfahrung ist mit einer kleinen Anekdote verbunden. Nachdem das letzte Telefonat zu einer neuen Verkaufsannonce einen – auch gefühlsmäßig- überaus positiven Eindruck hinterlassen hatte (ganz ruhig und sachlich wurde von einer 72-er Honda in gutem, fast originalen Zustand erzählt), machten wir uns dieses Mal zu dritt auf den Weg, ein zufällig anwesenden Freund von Klaus, ebenfalls mit dem Honda – Bazillus befallen, kam einfach mit. Was dort dann vor der Garage stand, verschlug uns fast den Atem: ein blitzsauberes, sehr gepflegtes Motorrad, das fast so aussah, als käme es gerade aus dem Laden. Fein polierter Chrom, Lack in Ordnung, runder, sauberer Lauf, keine Flecken in der Garage und Innensechskantschrauben an allen möglichen und unmöglichen Stellen zeigten, dass sich hier in den 35 Lebensjahren des Motorrades jemand sehr viel Mühe gegeben hatte und das Motorrad auch anschließend entsprechend gepflegt worden war. Nur, meine beiden Kumpels waren so hin und weg und gaben dies auch vor lauter Begeisterung lautstark kund, dass an ein Herunterhandeln des Preises nicht mehr zu denken war…Egal, was fair ist, soll auch fair bleiben, und so war dieser Preis letztendlich auch voll akzeptabel.
Und das Ende der Geschichte? Restauration steht an, denn zum Restaurieren findet sich immer etwas, wenn es auch in diesem Fall nur „Kleinigkeiten“ sind, aber auch die sollten gemacht werden – wie Originalauspuffanlage, Blinker, Züge, Kupplung und einiges mehr, aber die Grundsubstanz stimmt, und das lässt uns auch diese Geschichte mit viel Mut und Spaß angehen!
hst
Fotos: Motorüberholung – dank Gernot Renner